Die russische Nachrichtenagentur TASS hat über ein Plakat berichtet, das in Teheran aufgehängt wurde. Ich übersetze zunächst die TASS-Meldung, danach füge ich noch einige Erklärungen zum Verständnis hinzu.
Beginn der Übersetzung:
In Teheran wurde ein anti-amerikanisches Banner mit einem Bild von Selenskys enthüllt
Auf einem der wichtigsten Plätze der Stadt prangt ein riesiges Banner mit dem Kopf der Freiheitsstatue, deren Krone ein Gefängnis für all jene symbolisiert, die den Vereinigten Staaten vertrauten, darunter der libysche Machthaber Muammar Gaddafi, der ehemalige irakische Präsident Saddam Hussein und Wladimir Selensky.
TEHERAN, 3. November (TASS). In der iranischen Hauptstadt ist ein neues anti-amerikanisches Banner aufgetaucht, das sich über Wladimir Selensky lustig macht. Anlass ist der 46. Jahrestag der Besetzung der US-Botschaft in Teheran vor der Islamischen Revolution von 1979, wie ein TASS-Korrespondent berichtet.
Das riesige Banner auf dem Enghelab-Platz, einem der wichtigsten Plätze Teherans, zeigt ehemalige Staats- und Regierungschefs, die aufgrund ihres Vertrauens in die Versprechen Washingtons ihre Macht verloren haben oder gestorben sind. „Den USA zu vertrauen, ist tödlich“, steht auf dem Banner.
Im Vordergrund ist der Kopf der Freiheitsstatue abgebildet, deren Krone als Gefängnis für all jene dargestellt wird, die den USA vertraut haben. Darunter sind der letzte Schah von Iran (1941–1979) Mohammad Reza Pahlavi, der ehemalige iranische Ministerpräsident (1951–1953) Mohammad Mossadegh, der libysche Machthaber (1969–2011) Muammar Gaddafi, der ehemalige irakische Präsident Saddam Hussein (1979–2003) und Wladimir Selensky. „Hinter dem Versprechen der Freiheit…“, heißt es auf dem Banner.
In diesen Tagen sind in den Straßen Teherans Plakate zu sehen, die an die Ereignisse vor 46 Jahren erinnern. Einige zeigen den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump, dessen Kopf die USA in Stücke schlägt.
Am 4. November 1979 besetzte eine Gruppe iranischer Studenten die amerikanische Botschaft in Teheran und nahm deren Mitarbeiter gefangen. Sie forderten die Auslieferung des ehemaligen Schahs Mohammad Reza Pahlavi, der sich in den USA aufhielt, an den Iran zur Gerichtsverhandlung sowie die Rückgabe des von ihm mitgenommenen Vermögens. 52 der 66 Geiseln wurden 444 Tage lang festgehalten und erst am 20. Januar 1981 freigelassen.
Als Reaktion darauf stoppte Washington mit einer von US-Präsident Jimmy Carter am 14. November 1979 erlassenen Anordnung die Käufe iranischen Öls, fror iranische Einlagen bei amerikanischen Banken und deren ausländischen Filialen ein und verbot den Verkauf militärischer Ersatzteile an den Iran. Nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen im April 1980 wurde ein Verbot für den Export amerikanischer Güter in den Iran, darunter Lebensmittel und Medikamente, für Geldüberweisungen in das Land und für die Einfuhr iranischer Waren verhängt.
Ende der Übersetzung
Zum Verständnis
Manche Leser mögen sich nun fragen, wieso auf dem Plakat behauptet wird, dass all die genannten ehamaligen Staatschefs von den USA berogen wurden. Für alle, die sich in der jüngeren Geschichte nicht so gut auskennen, erkläre ich das kurz.
Der ehemalige iranische MinisterpräsidentMohammad Mossadegh wurde 1953 demokratisch gewählt und wähnte sich daher auf einer Linie mit dem „demokratischen“ Westen. Zu der Zeit war der Iran noch nicht lange unabhängig und die iranischen Ölquellen gehörten britischen Konzernen. Als Mossadegh das ändern und die Einnahmen aus dem iranischen Öl für den Iran nutzen wollte, wurde er in einer CIA-Operation gestürzt. Die Ölquellen haben danach britische und US-amerikanische Konzerne untereinander aufgeteilt.
Nach dem Sturz von Mossadegh haben die USA den Schah von Iran Mohammad Reza Pahlavi als Marionette eingesetzt, der die Ausbeutung des Landes zu Gunsten britischer und amerikanischer Konzerne deckte und zu einem der besten Kunden der US-Rüstungsindustrie wurde. Der Iran war damals ein pro-westliches Land. Aber die Armut führte zu islamischer Radikalisierung und dann zur islamischen Rebolution und zum Sturz des Schah, der daraufhin in die USA geflohen ist.
Der ehemalige irakische Präsident Saddam Hussein war ursprünglich ein Verbündeter der USA, der in den 1980er Jahren von den USA angestachelt und von ihnen militärisch unterstützt wurde, um einen Krieg gegen den Iran zu führen, weil die USA die iranische Regierung stürzen und wieder ein Marionettenregime einsetzwn wollten. Der Krieg endete in einem Patt und als Saddam anschließend die US-Botschafterin im Irak fragte, ob er sich für die Kosten des Krieges mit einer Annektierung Kuweits schadlos halten könne, gab sie ihm zu verstehen, dass die USA damit kein Problem hätten. Als Saddam dann angriff, wandten sich die USA gegen Saddam und erklärten ihn zum „neuen Hitler“. 2003 griffen die USA den Irak an, stürzten Saddam und US-Konzerne erhielten die Förderrechte für die irakischen Ölquellen.
Der libysche Machthaber Muammar Gaddafi galt Jahrzehnte lang als Feind des Westens, aber in den 2000er Jahren fand eine Annäherung statt. Just kurz danach hat der Westen begonnen, Libyen zu bombardieren, um die Gegner Gaddafis zu unterstützen und ihn zu stürzen. Gaddafi wurde bestialisch gelyncht und das zuvor wohlhabende Libyen ist seit dem im Chaos versunken. Aber die Warlords, die Libyen heute kontrollieren, verkaufen das libysche Öl brav billig an westliche Staaten.
Damit kommen wir zurück zum Thema dieses Artikels. Natürlich kann jeder über den Iran, seine Regierungsform und Politik denken, was er will, aber mit der Aussage des Plakates hat der Iran objektiv gesehen nicht wirklich Unrecht. Ob irgendjemand das mal Selensky erzählt…?
