Bei den Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine wurde am Montag ein großer Austausch von über 6.000 gefallenen Soldaten und von schwerverwundeten und kranken Kriegsgefangenen vereinbart. Am Samstag hätte die erste Etappe des Austausches in Brjansk stattfinden sollen. Die russische Seite ist zum vereinbarten Ort in der russischen Region Brjansk gekommen und hat über 1.200 Leichen in Kühltransportern mitgebracht.
Allerdings ist die ukrainische Seite nicht zu dem Austausch erschienen. Sie habe der russischen Seite stattdessen unerwartet mitgeteilt, dass „sowohl die Annahme von Leichen als auch den Austausch Kriegsgefangener auf unbestimmte Zeit verschoben“ worden sei, erklärte der russische Verhandlungsführer Medinski.
Russland hat daraufhin ausländische Journalisten aufgerufen, nach Brjansk zu fahren und sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Ich bekam den entsprechenden Anruf am Samstagabend und habe zugesagt, nach Brjansk zu kommen. Das bedeutete, dass ich umgehend nach Moskau fahren musste, um von dort am frühen Morgen mit einem Bus nach Brjansk zu fahren.
Als wir vor Ort ankamen, standen dort vier sehr lange Kühllaster mit den über 1.200 toten ukrainischen Soldaten, die die Ukraine bisher nicht zurückhaben möchte. Ein russischer General gab uns Journalisten ein kurzes Briefing, in dem er kein Wort über Politik verloren, sondern ausschließlich die Situation sehr sachlich beschrieben hat. Demnach gab es bisher aus der Ukraine keine Mitteilung, ob und wann der vereinbarte Austausch stattfinden könnte.
Anschließend wurde einer der Kühllaster geöffnet, sodass wir einen Blick auf die Leichensäcke werfen konnten. Das war ein schreckliches Erlebnis, denn in jedem LKW waren etwa 300 Leichensäcke und nach dem Öffnen der Ladetüren schlug uns ein bestialischer Verwesungsgestank entgegen, obwohl die Leichen tiefgefroren sind.
Der Grund dafür ist, dass die Leiche oft tage- oder wochenlang im Feld gelegen haben, bevor sie geborgen werden konnten. Und wenn der Verwesungsprozess einmal eingesetzt hat, stinkt das auch noch, wenn man die Leichen einfriert. Hinzu kommt, dass die 300 Leichen in einem LKW über 20 Tonnen wiegen. Dass 20 Tonnen halbverweste Leichen auch im eingefrorenen Zustand entsetzlich riechen, ist klar,
Ich beschreibe diese schrecklichen Details deshalb so ausführlich, weil ich möglichen Behauptungen westlicher Medien entgegentreten will, die aufgrund des Gestanks, über den alle anwesenden Journalisten berichten, behaupten könnten, das bestialische Russland würde die ukrainischen Gefallenen nicht kühlen und in den LKW verwesen lassen.
Als Analyst stelle ich mir die Frage, wie es mit den russisch-ukrainischen Verhandlungen weitergehen soll, wenn die Ukraine nicht einmal eine so einfache und auch humanitäre Abmachung wie den Austausch gefallener Soldaten einhält. Wie soll man da über die komplizierten Themen verhandeln? Und vor allem: Wie soll Russland nach diesem Vorfall darauf vertrauen können, dass die Ukraine sich an gemachte Vereinbarungen hält?
Kiew mag Gründe haben, die gefallenen Soldaten nicht zurückhaben zu wollen. Laut ukrainischen Gesetzen muss Kiew den Hinterbliebenen von Gefallenen hohe Entschädigungen bezahlen – und die Ukraine ist faktisch pleite. Auch könnte es für Selensky unangenehm werden, wenn er weiterhin behauptet, die ukrainischen Verluste seit 2022 würden nur etwa 40.000 oder 50.000 Soldaten betragen, wenn doch alleine Russland über 6.000 ukrainische Soldaten bergen konnte.
Was auch immer die Gründe für die Absage Kiews waren, für die Hinterbliebenen in der Ukraine, die ihre Söhne und Väter würdig beerdigen wollte, dürfte das wie ein Schlag ins Gesicht wirken.https://anti-spiegel.ru/2025/bericht-vom-ort-des-geplanten-austausches-toter-soldaten/