POLITIK

Wie in Russland über den Streit zwischen Musk und Trump berichtet wird

2025-06-08 spiegel.ru s. 16
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Berichte deutscher Medien sind generell sehr emotional eingefärbt, vor allem dann, wenn es um die „Lieblingsgegner“ der deutschen Medien geht, zu denen derzeit sowohl US-Präsident Trump als auch Elon Musk gehören. Da russische Medien meist sachlicher berichten, zeige ich hier, wie die russische Nachrichtenagentur TASS über den Streit berichtet hat und übersetze den TASS-Artikel dazu.

Beginn der Übersetzung:

Gegenseitige Anschuldigungen und verlorene Vorteile: Warum Trump und Musk in Streit geraten sind

In den USA eskaliert der Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Unternehmer Elon Musk, der bis vor kurzem noch zu seinen engsten Verbündeten gehörte. Worüber der Politiker und der Unternehmer streiten und was sie dadurch verlieren, berichtet die TASS.

Stolperstein Gesetzentwurf

Die Aufmerksamkeit der amerikanischen und internationalen Medien richtet sich in den letzten Tagen auf den eskalierenden Konflikt zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Milliardär Elon Musk, der noch vor wenigen Monaten als rechte Hand des Präsidenten galt. Musk, der das Vertrauen des Republikaners genoss, wichtige Entscheidungen in Fragen der Staatsführung traf und Zugang zu Staatsgeheimnissen hatte, könnte nun all dies verlieren.

Vor kurzem tauschten sie kritische Äußerungen übereinander aus. Der Unternehmer behauptet, dass Trump ohne seine Unterstützung die Wahlen im November 2024 nicht gewonnen hätte. Darüber hinaus befürwortete Musk die Idee, ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Republikaner einzuleiten, kritisierte die vom Präsidenten eingeführten Einfuhrzölle und warnte, dass die Wirtschaft des Landes in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 in eine Rezession geraten könnte.

Trump wiederum behauptet, dass Musk seine Aufgaben nicht mehr effektiv erfüllt habe, als er die Arbeit der Behörde zur Steigerung der Effizienz der amerikanischen Regierung beaufsichtigte, und dass er verrückt geworden sei.

Der Politiker und der Unternehmer streiten sich heftig über ein Gesetz, das Trump als „einheitlichen, großen, schönen Gesetzentwurf” bezeichnet. Tatsächlich geht es um die Absicht der amerikanischen Regierung, die Steuern und Staatsausgaben in einigen Bereichen erheblich zu senken. Die Initiative sieht dabei eine Erhöhung der Ausgaben im Verteidigungsbereich vor, insbesondere für die Schaffung des Raketenabwehrsystems Golden Dome, sowie Maßnahmen zur Verschärfung der Grenzkontrollen und eine Erhöhung der Ausgaben in diesem Bereich.

Das Gesetz wurde bereits vom Unterhaus des US-Kongresses gebilligt und wird nach der Zustimmung im Oberhaus dem Präsidenten zur Unterzeichnung vorgelegt.

Gegenseitige Enttäuschung

Die Idee enttäuschte Elon Musk, der der Meinung ist, dass diese Neuerungen das Haushaltsdefizit nur vergrößern und nicht verringern würden. Darüber hinaus bezeichnete er den Gesetzentwurf als „empörend” und „abscheulich”. Der Unternehmer warnte, dass die Initiative „die amerikanischen Bürger mit einer unerträglichen Schuldenlast belasten” werde. „Schande über diejenigen, die dafür gestimmt haben: Ihr wisst, dass ihr eine Fehlentscheidung getroffen habt”, erklärte er.

Für Trump wiederum war die Reaktion des Unternehmers, der laut dem Politiker zuvor nichts gegen das Gesetz einzuwenden hatte, eine Enttäuschung. „Elon kannte die Hintergründe dieses Gesetzentwurfs besser als fast alle hier Anwesenden [Mitglieder der Regierung] <…> Er wusste alles über das Gesetz. Er hatte kein Problem damit”, sagte der US-Präsident.

Musk ist der Ansicht, dass die Initiative die Arbeit seiner Behörde zur Steigerung der Effizienz der amerikanischen Regierung (DOGE) untergraben wird. Der Unternehmer selbst hatte zuvor beschlossen, seine Beteiligung an dieser Arbeit ab Mai zu beenden.

Derzeit hat der Republikaner nicht einmal die Absicht, mit Musk zu sprechen, den er als „armen Kerl“ mit „Problemen“ bezeichnet. Darüber hinaus plant er laut der Washington Post, sein Auto der Musk gehörenden Firma Tesla loszuwerden. Trump hatte das Auto Anfang 2025 gekauft, um das Unternehmen des Geschäftsmanns zu unterstützen.

Im Weißen Haus geht man davon aus, dass Musks finanzielle Interessen der Grund für den Streit sind. Wie Karoline Leavitt, die Pressesprecherin der US-Regierung, erklärte, hängt das damit zusammen, dass der Gesetzentwurf darauf abzielt, ungerechtfertigte Ausgaben durch die US-Regierung weiter einzudämmen. Sie wies darauf hin, dass Musk dem Präsidenten am 30. Mai während einer gemeinsamen Rede mit Trump im Weißen Haus für die Maßnahmen zur „Bekämpfung von Verschwendung, Betrug und Missbrauch in der Regierung” gedankt habe.

„Der einzige Unterschied zwischen Freitag und heute besteht darin, dass Elon zu seinen Unternehmen zurückgekehrt ist. Und als Geschäftsmann hat er das Recht, sich im Interesse seiner Unternehmen zu äußern“, sagte Leavitt. Gleichzeitig sei Trump als Präsident „verpflichtet, für das Land zu kämpfen“, fügte sie hinzu.

Beide Seiten verlieren Geld

Die Beziehung des Duos, das zu Beginn von Trumps Präsidentschaft für Aufsehen sorgte, befindet sich in einer ebenso schwierigen Lage wie die finanzielle Situation jedes seiner Mitglieder.

Nach Angaben des Portals Axios hat der Skandal den Präsidenten 1,1 Milliarden Dollar gekostet. Die Aktien der Trump Media & Technology Group verloren laut Medienberichten 8 Prozent an Wert, was den Präsidenten 202 Millionen Dollar gekostet hat. Der Wert des Memecoins des Staatsoberhauptes fiel dabei um 10 Prozent, wodurch sich sein Vermögen um etwa 900 Millionen Dollar verringerte.

Auf Musks Vermögen schlug der Streit noch härter ein: Der Skandal kostete ihn an einem einzigen Tag 34 Milliarden Dollar. Und obwohl der Geschäftsmann weiterhin den ersten Platz auf der Liste der reichsten Menschen der Welt einnimmt, verringerte sich sein Vermögen von 368,4 Milliarden Dollar auf 334,5 Milliarden Dollar. Insgesamt hat der Unternehmer seit Anfang 2025 97,9 Milliarden Dollar verloren.

Nicht zuletzt spielte Trumps Drohung, staatliche Verträge mit den Unternehmen des Geschäftsmanns zu kündigen und alle Subventionen zu streichen, eine Rolle bei Musks Geldverlust. Trumps Meinung nach ist das „der einfachste Weg, um im Haushalt Geld zu sparen“. „Ich war immer überrascht, dass Biden das nicht gemacht hat!“, sagte der Präsident. Er fügte hinzu, dass er die Verordnung aufgehoben habe, die „alle dazu gezwungen hat, Elektroautos zu kaufen, die niemand braucht“.

Darüber hinaus könnte Trump laut der New York Times Musk einen noch größeren Schlag versetzen, indem er ihm den Zugang zu Staatsgeheimnissen verweigert, die für die Arbeit von SpaceX und dessen Zusammenarbeit mit der NASA notwendig sind. Wie die Zeitung berichtet, könnte die Trump-Regierung auch über eine Initiative zur Überprüfung des möglichen Drogenkonsums von Musk und seines Einwanderungsstatus sprechen.

Eine neue politische Kraft?

Der Skandal war ein schwerer Schlag für die Republikaner, die einerseits Angst haben, sich Musk zum Feind zu machen, und andererseits versuchen, Trump nicht zu verärgern, berichtet der Fernsehsender NBC. Am meisten beunruhigt die Situation die Abgeordneten, da Musk ihre Wiederwahl bei den Zwischenwahlen 2026 verhindern könnte.

„Er pfeift auf die Republikaner, auf das Nationale Komitee der Republikanischen Partei, auf die Sitze im Repräsentantenhaus und alles andere. Er wird sie vernichten. <…> Elon pfeift auf all diese Parteiangelegenheiten“, sagte ein ungenannter Berater von Musk gegenüber dem Fernsehsender.

Der Unternehmer selbst hat bereits die Idee geäußert, in den USA eine neue Partei zu gründen, die die Mehrheit der Unentschlossenen zwischen Demokraten und Republikanern vertreten würde. Er rief auf seinem X-Account zu einer Abstimmung über dieses Thema auf. Nach zwei Stunden hatten 1,1 Millionen Menschen daran teilgenommen, von denen 82 Prozent diese Idee unterstützten.

Was den Skandal selbst betrifft, so sind laut den Ergebnissen einer Umfrage von YouGov die meisten US-Bürger nicht bereit, sich für eine der beiden Seiten auszusprechen.

http://anti-spiegel.ru/2025/wie-in-russland-ueber-den-streit-zwischen-musk-und-trump-berichtet-wird/

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