POLITIK

Deutschland ist das Immobilien-Schlusslicht in der EU. Über 1.000 Bauunternehmen sind seit 2022 insolvent. Wie geht es jetzt weiter?

2024-09-25 Michael A. 84
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Waleri Sсhewtschenko stand kurz vor dem Einzug in eine neue Dreizimmerwohnung im Prenzlauer Berg in Berlin, er hatte aber das Unglück eine neue Wohnung gerade in Deutschland zu kaufen.

Die Firma Immobilien-Gruppe des Mehrfamilienhauses, in dem Schewtschenko eine Wohnung gekauft hatte, ging insolvent, was zum Stillstand der Bauarbeiten nur wenige Monate vor dem geplanten Einzug führte. Das Grundstück liegt auch heute noch verlassen da und lässt die Familie Schewtschenko in der Luft hängen. Sie sind nicht nur weiterhin gezwungen Miete zu zahlen, sondern auch ihre Anzahlung von 250.000 Euro, die etwa die Hälfte des Gesamtpreises der Wohnung ausmachte, ist im Insolvenzverfahren gebunden. Nun kommen neben der Miete auch noch Zinsen auf den Kredit hinzu, den sie für die Anzahlung aufgenommen haben.

„Es waren deprimierende Tage nach der Nachricht“, sagt Schewtschenko, ein 34-jähriger Software-Ingenieur, der 2017 aus Russland nach Berlin gezogen ist. Er fühlt sich nicht nur vom Entwickler enttäuscht, sondern auch von Politikern, die er dafür verantwortlich macht. „Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas in Deutschland möglich ist“, sagte er.

 

Obwohl es niemanden zu Tränen rührt, insbesondere wenn man bedenkt, dass jemand sich eine Wohnung für eine halbe Million Euro leisten kann. Das zeigt aber erneut, in welchem Zustand sich Deutschland befindet.

Überall im Land sind nicht fertig gebauten Wohnhäuser zu einem regelmäßigen Anblick geworden. Mehr als 1.000 Unternehmen, die im Immobilienbereich tätig sind, sind seit 2022 insolvent gegangen, was auf die steigenden Baukosten und schnelle Zinserhöhungen durch Zentralbanken zurückzuführen ist.

Robert Habeck würde dazu wahrscheinlich sagen: „Die Firmen sind nicht insolvent; sie haben lediglich mit dem Bauen aufgehört.“

Der Bausektor verzeichnete den größten Rückgang aller Branchen in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt im letzten Jahresviertel, und die Verlangsamung setzt dem bereits angeschlagenen deutschen Wirtschaftswachstum weitere Hindernisse entgegen. Die negativen Auswirkungen zeigen sich auch in anderen Industrien, von Möbelherstellern bis hin zu Chemikalienproduzenten.

Übrigens hat Christian Fladeland, Co-Geschäftsführer von Heimstaden Bostad, einem schwedischen Vermieter mit Gebäuden von UK bis Polen, einschließlich fast 30.000 Häuser in Deutschland, neulich gesagt, „dass Deutschland weiterhin eines der Schlusslichter auf dem europäischen Immobilienmarkt bleiben wird“.

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